5 Altbau-Mythen unter der Lupe
Insbesondere zu ländlichen Altbauten existieren verschiedene Annahmen – teils äußerst hartnäckiger Natur. Doch nur selten sind sie hundertprozentig richtig.Häufiger ist, dass sie nur teilweise der Wahrheit entsprechen, und manchmal handelt es sich auch um komplette Irrtümer. Auf den folgenden Zeilen nehmen wir fünf besonders typische Mythen nicht nur unter die Lupe, sondern klären sie umfassend auf.
1. Wärmepumpen können im Altbau nicht rentabel betrieben werden
Die Wärmepumpe gehört zu den aufstrebenden Heizungsformen. Schon aus dem Grund, weil sie zum Betrieb ausschließlich Strom benötigt. Das reduziert nicht nur Abhängigkeiten und Anschlussarbeiten, sondern verbessert die grundsätzliche Umweltbilanz.
Jedoch hält sich hartnäckig das Gerücht, dass Altbauten generell kein Terrain seien, um diese Heizungen kostensparend zu betreiben. Vor allem wird auf das oft große Raumvolumen durch hohe Decken hingewiesen, alternativ die vorhandenen Heizkörper. In Summe wird deshalb oft davon ausgegangen, dass in Altbauten die nötige Heizlast grundsätzlich zu groß für einen sparsamen Betrieb sei, wodurch andere Heizungsformen günstiger würden.
Tatsächlich handelt es sich hierbei jedoch bestenfalls um eine Halbwahrheit. Zwar stimmt es, dass viele Altbauten nicht die nötigen Grundvoraussetzungen mitbringen, um dort Wärmepumpen günstig zu betreiben. Wohl aber lassen sich diese Voraussetzungen nachträglich vielerorts erschaffen. Diese Arbeit beginnt bereits mit sorgsamem und umfassendem Vergleichen der verschiedenen Wärmepumpenstromanbieter, um den jeweils günstigsten Tarif zu finden – vor Anschaffung der Pumpe. Weiter sollte folgendes gegeben sein:
- Das Haus muss energetisch optimiert sein. Dazu ist es nötig, die Heizlast so zu berechnen, dass durch energetische Sanierungen die Last (eines normalgroßen Einfamilienhauses) möglichst nicht über 15 kW liegt. Das heißt, Dach, Wände, Fenster und Türen müssen gegebenenfalls verbessert werden. Genaueres verrät der Energieberater.
- Es muss sichergestellt sein, dass möglichst große Heizflächen vorhanden sind. Aus diesem Grund sind Fußboden- oder Wandheizungen grundsätzlich besser für Wärmepumpen geeignet als herkömmliche Heizkörper. In gewissen Grenzen sind hierbei sogar Dielenböden möglich.
Die Frage nach genügend Aufstellfläche für die Technik stellt sich indes in vielen ländlichen Altbauten nicht. Ergo: Tatsächlich ist nicht jeder Altbau wärmepumpentauglich, aber viele können dazu gemacht werden.
2. Zeitgenössische Altbau-Einrichtungen sind unsagbar teuer
Wer sich ein altes Fachwerkhaus kauft oder mit dem Gedanken spielt, einen alten Bauernhof zu erwerben, der möchte natürlich darin wohl kaum „irgendwelche“ Möbel und sonstige Gegenstände aus einem typischen Einrichtungshaus sehen. Ergo stehen viele vor der Problematik, zumindest halbwegs zeitgenössische Stücke erwerben zu müssen. Und diese, das weiß jeder, der schon einmal ein Antiquitätengeschäft betreten hat, können oft ausnehmend teuer sein. So teuer, dass sie Kauf und Einzug untragbar verteuern.
Abermals haben wir es hier bestenfalls mit einer Halbwahrheit zu tun. Einer, die zudem einige maßlose Übertreibungen enthält. Natürlich stimmt es, dass bei Antiquitätenhändlern vom Abstellkammerregal bis zum Zählerkasten aus Bakelit vieles extrem teuer ist. Allerdings ist es das deshalb, weil es sich dabei meist um besonders gut erhaltene, vielleicht sogar vom Händler eigenhändig restaurierte Stücke handelt – und weil daran oft ein bekannter Name hängt.
Dagegen stehen jedoch andere Tatsachen:
- Über Kleinanzeigenportale, auf Flohmärkten, bei Haushaltsauflösungen usw. lassen sich ebenso alte Möbel finden, die nur einen Bruchteil des Antiquitätenhändlerpreises aufrufen, teils sogar kostenlos sind.
- Wer restaurierungswürdige Stücke kauft und etwas Arbeit investiert, kann ebenfalls beträchtliche Preisnachlässe bekommen.
- Insbesondere in ländlichen Altbauten wurde sowieso früher vieles selbst gebaut und war deshalb ziemlich einfach. Das kann jeder Heimwerker kopieren.
- In einigen Altbauten finden sich in Haus und Anbauten teils eine Menge vergessener Schätze, die andere für wegwerfwürdig halten, die sich in Wahrheit aber leicht wieder aufarbeiten lassen.
Zudem sollte eines nie vergessen werden: Solche alten Möbel wurden einstmals oft für ein ganzes Menschenleben gefertigt. Selbst wenn sie streckenweise tatsächlich teurer sind als Zeitgenössisches aus dem Einrichtungshaus, so sind sie modisch und qualitativ doch für viel mehr Jahre gut. Auch kommt speziell heute noch eine weitere Tatsache hinzu: Antik ist out. Tatsächlich beklagen Experten einen seit Jahren anhaltenden dramatischen Preisverfall.
3. Altbauten haben immer fürchterlich kleine Räume
Das Wohnzimmer 15 Quadratmeter, weil man sich darin früher nur bei festlichen Anlässen aufhielt;
Gesindekammern, in die gerade eben Bett und Schrank passen;
Kinderzimmer, die nichts für Klaustrophobiker sind, dafür aber Küchen, die bezogen auf den Rest übertrieben groß sind. Es gibt viele Klischees, die sich auf die früher herrschenden Zimmergrößen beziehen. Tatsächlich sind sie in der Summe und als Pauschalbehauptung jedoch falsch.
waren damals wie heute bestimmende Faktoren. Ja, es stimmt, dass Altbauten meistens stärker unterteilt sind, dass es hier keine offenen Architekturen gibt, wie sie heute bei Neubauten so trendig sind. Darüber hinaus lassen sich jedoch keine pauschalen Aussagen treffen.
In einem alten Bauernhaus kann die Stube ebenso groß sein wie in einem modernen Wohnzimmer. Und wo es früher typischerweise pro Familie viel mehr Kinder gab, sind auch die diesbezüglichen Räume oft zahlreicher oder größer – je nachdem, ob der Nachwuchs damals zusammen oder getrennt untergebracht war.
Und selbst wo es sich tatsächlich um ein sehr kleines Fachwerkhaus handelt, hat die Sache doch einen Vorteil: Weniger Fläche ist schneller gefüllt und macht weniger Arbeit – sowohl beim Renovieren als auch dauerhaft.
4. Altbauten stecken voller unvorhersehbarer Überraschungen
Ein Haus ist für viele Menschen die teuerste Anschaffung ihres Lebens. Ganz ähnlich wie bei Gebrauchtfahrzeugen fürchten sie sich deshalb verständlicherweise davor, dass erst nach dem Kauf Dinge zum Vorschein kommen, die sie, hätten sie sie vor dem Kauf gewusst, von diesem abgehalten hätten.
Altbauten kommt hierbei eine Extremrolle zu. Nicht nur, dass sie viele Jahrzehnte auf den Fundamenten haben, sondern sie wurden überdies in Zeiten errichtet, in denen das Bauen nicht so akribisch durchreguliert war wie heute. Die Furcht ist deshalb groß, während der Renovierung zu erkennen, dass es sich um eine Ruine voller Hausschwamm, Schimmel und anderer Katastrophen handelt und man auf dem Schaden sitzenbleibt.
Doch auch das ist ein weitgehend haltloser Mythos:
⇒ Es gilt sowieso das Verkäuferprinzip. Verschweigt dieser etwas arglistig, dann haftet er nach dem Kauf. Ganz gleich, ob das Haus von einem Unternehmen oder einer Privatperson erworben wurde.
⇒ Kein gebrauchtes Haus, egal wie alt oder jung, sollte erworben werden, ohne dass sich ein Sachverständiger alles angesehen hat. Nimmt man bei Altbauten einen auf deren Errichtungszeitraum spezialisierten Profi, braucht man nichts zu befürchten.
⇒ Alte Gebäude sind technisch ungleich simpler als moderne Häuser. Dadurch kann erstens lange nicht so viel „hinter den Kulissen“ schiefgehen und zweitens ist es meist sehr viel offensichtlicher.
Deshalb:
Bitte keine unnötige Panik. Wenn ein Sachverständiger sein Okay gibt, hat man den Rücken frei. Zumal der Altbaukauf nicht zwingend eine Sanierung bedeutet, bei der nur noch die Grundmauern unangetastet bleiben.
5. Bei ländlichen Altbauten wird man oft nicht von der Nachbarschaft akzeptiert
Das verträumte Dorf voller wunderschöner alter Bauernhäuser. Eine Gemeinde, in der die Blutslinien sich mehrere Jahrhunderte zurückverfolgen lassen. Und jetzt kauft ein völlig Fremder ausgerechnet hier ein Haus und möchte sich mitten in diese alteingesessene Gemeinschaft setzen.
Schon diese Zeilen mögen nicht nur wie ein Klischee wirken, sondern sogar nach der Ausgangs-Story eines Drehbuchs, womöglich gar dem eines Horrorfilms. Jedoch sind viele Menschen ganz ernsthaft besorgt, von den umliegenden Nachbarn nur Ablehnung zu erfahren. Speziell wenn sie einen ländlichen Altbau erwerben. Und inmitten einer solchen Gemeinschaft möchte verständlicherweise niemand leben.
Tatsächlich handelt es sich hierbei nicht nur um einen Altbau-Mythos, sondern überdies einen über das Landleben – und eine gehörige Portion Diskriminierung noch dazu. Denn wer so denkt, unterstellt pauschal der gesamten Einwohnerschaft von Landgemeinden Rückständigkeit, Eigenbrötlerei und Fremdenfeindlichkeit. Definitiv schwere Vorwürfe – an denen jedoch nur selten wirklich etwas dran ist.
- Ja, viele Landbewohner sind Zuzüglern zunächst(!) skeptisch gegenüber. Das liegt jedoch meistens daran, dass diese Menschen manchmal ebenso in Klischees verhaftet sind wie viele Hauskäufer.
- Nein, es wird nicht so kommen, dass kein Nachbar den Hauskäufer grüßt oder sogar die Straßenseite wechselt.
Wie jeder andere, so haben diese Menschen das Recht, zunächst einmal abwartend zu beobachten, wer dort in ihre Mitte zieht. Sie haben außerdem das Recht, traurig zu sein, wenn der Vorbesitzer gut gelitten war. Das lässt sich jedoch alles durch den Hauskäufer beheben: Einfach, indem dieser von Anfang an offen, nett und ehrlich zu seinen Nachbarn ist. Und indem er auch nach dem Einzug aktiv bei ihnen mitmacht und zeigt, dass er sich in diese Nachbarschaft integrieren möchte und nicht gegen ihre Regeln und etablierten Vorgehensweisen anarbeiten will.
Das benötigt mitunter etwas Hartnäckigkeit. Das ist aber kein Alleinstellungsmerkmal von ländlichen Altbaugemeinden, sondern jeder Menschengruppe, die schon seit vielen Jahren zusammenlebt.
Bildquellen:
stock.adobe.com © Simone; stock.adobe.com © GalinaSt; stock.adobe.com © Thomas Otto; stock.adobe.com © karegg; stock.adobe.com © Valmedia; stock.adobe.com © Frank