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Sep

Baugenehmigungen - Wohnungsbaugenehmigungen brechen um fast ein Drittel ein

Kurz vor dem anstehenden Wohnungsbaugipfel der Bundesregierung sind neue statistische Daten veröffentlicht worden, die einen besorgniserregenden Rückgang bei den Baugenehmigungen für Wohnungen zeigen. Die Zahlen, veröffentlicht vom Statistischen Bundesamt, verdeutlichen einen Rückgang von 31,5 Prozent im Juli im Vergleich zum Vorjahresmonat, was einem Rückgang von 9.600 Genehmigungen entspricht. Insgesamt wurden im Juli 2023 Genehmigungen für 21.000 neue Wohnungen erteilt. Diese Entwicklungen bezeichnen Branchenkenner als "einen traurigen Rekord".

Die Gründe für den drastischen Rückgang der Baugenehmigungen sind vielfältig. Experten vermuten, dass steigende Baukosten und verschlechterte Finanzierungsbedingungen maßgeblich dazu beigetragen haben. Dieser Abwärtstrend ist besonders besorgniserregend, da er bereits den zehnten aufeinanderfolgenden Monat mit zweistelligen Rückgängen bei den Genehmigungen markiert.

In den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres wurden insgesamt 156.200 Wohnungen genehmigt, was einem Rückgang von 27,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Dies steht im starken Kontrast zu dem von der Bundesregierung gesetzten Ziel, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu schaffen, um den wachsenden Bedarf in den Großstädten zu decken. Es wird erwartet, dass dieses Ziel aufgrund der aktuellen Entwicklungen deutlich verfehlt wird.

In Anbetracht dieser alarmierenden Lage wird der bevorstehende Wohnungsbaugipfel der Bundesregierung als entscheidender Schritt angesehen, um neue Impulse für den Wohnungsbau zu setzen. Die Bau- und Immobilienbranche fordert dringend Maßnahmen wie die Absenkung der Grunderwerbssteuer, eine Reduzierung der Bürokratie und die erleichterte Bereitstellung öffentlicher Grundstücke für den Mietwohnungsmarkt.

Trotz der kürzlich eingeführten Wohnbauförderung für klimafreundlichen Neubau durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) im März 2023 zeigt sich bisher kein eindeutiger Effekt auf die Genehmigungszahlen. Tatsächlich ist die Zahl der Baugenehmigungen von März bis Juli sogar stärker gesunken als in den ersten sieben Monaten des Jahres insgesamt.

Die rückläufigen Genehmigungen betreffen unterschiedliche Bautypen. Bei Einfamilienhäusern gab es in den ersten sieben Monaten einen Rückgang von 36,5 Prozent auf 30.800 Genehmigungen. Bei Zweifamilienhäusern wurde sogar ein Rückgang von 53,2 Prozent auf 8.900 Genehmigungen verzeichnet. Auch bei Mehrfamilienhäusern, die die meisten Wohnungen beinhalten, sank die Zahl der Genehmigungen um 27,5 Prozent auf 83.600, mit Ausnahme von Wohnheimen, wo es einen Zuwachs gab.

Angesichts der jüngsten Zinsanhebung durch die Europäische Zentralbank (EZB) wird in der deutschen Bau- und Immobilienwirtschaft eine Verschärfung der Krise befürchtet. Die steigenden Zinsen könnten die Rezession im Bausektor weiter anheizen, da die Finanzierungskosten steigen und das Bauen teurer wird. Die EZB hat den Leitzins auf das höchste Niveau seit Beginn der Währungsunion angehoben, von 4,25 auf 4,50 Prozent.