Betrugsmaschen auf Immobilienportalen: So schützen sich Anbieter und Interessenten
Die Suche nach dem perfekten Landhaus oder historischen Anwesen sollte eigentlich ein aufregendes Abenteuer sein. Doch leider tummeln sich auf Immobilienportalen nicht nur seriöse Anbieter und Interessenten, sondern auch Betrüger, die sowohl Käufer als auch Verkäufer ins Visier nehmen. Gerade im ländlichen Raum, wo persönliche Besichtigungen aufgrund der Entfernungen manchmal schwierig sind und historische Immobilien oft hohe Verkaufspreise erzielen, können Betrügereien besonders lukrativ sein. Dieser Artikel beleuchtet die gängigsten Betrugsmaschen und zeigt, wie Sie sich als Anbieter oder Interessent effektiv schützen können.
Wie Kaufinteressenten betrogen werden
Der Traum vom eigenen Landhaus kann schnell zum Albtraum werden, wenn man an Betrüger gerät. Folgende Maschen sind besonders verbreitet:
Zu gute Angebote: Ein Warnsignal
"Gemütliches Landhaus mit 200 qm Wohnfläche, 5.000 qm Grundstück in idyllischer Lage für nur 150.000 Euro" – wenn ein Angebot zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es das meist auch nicht. Betrüger locken mit unrealistisch niedrigen Preisen, um schnell viele Interessenten anzuziehen. Sie erstellen gefälschte Inserate mit Fotos von Immobilien, die sie gar nicht besitzen oder die überhaupt nicht existieren. Besonders beliebt sind Bilderbuchimmobilien in begehrten Lagen zu Schnäppchenpreisen.
Die Masche mit der Vorauszahlung
Eine klassische Betrugsmasche: Der vermeintliche Eigentümer befindet sich angeblich im Ausland und kann die Immobilie nicht persönlich zeigen. Nach anfänglichem Kontakt und Zusendung weiterer (gefälschter) Unterlagen wird eine Vorauszahlung oder Kaution verlangt, bevor die Wohnung besichtigt werden kann. Der Betrüger behauptet oft, dass viele Interessenten an der Immobilie interessiert seien und eine schnelle Entscheidung nötig sei. Manchmal werden sogar Gebühren für die Besichtigung verlangt.
Ad Hijacking: Wenn echte Angebote kopiert werden
Bei dieser raffinierten Methode kopieren Betrüger echte Immobilienanzeigen und ändern lediglich die Kontaktdaten, um Anfragen abzufangen. Die Immobilie existiert tatsächlich, gehört aber einem anderen Eigentümer, der vom Betrug selbst nichts ahnt. So wirkt das Angebot auf den ersten Blick völlig authentisch.
Die Schlüsselbox-Masche
Eine neuere Betrugsform: Vermeintliche Immobilienverwaltungen bieten eine "kontaktlose Einzelbesichtigung" an, bei der Interessenten mittels eines Zahlencodes Zugang zu einer Schlüsselbox erhalten sollen, um die Immobilie eigenständig zu besichtigen. Nach der Besichtigung erhalten die Opfer telefonisch eine Zusage und unterschreiben einen vermeintlichen Mietvertrag online. Die geforderte Kaution, erste Monatsmiete sowie oft auch Geld für angeblich zu übernehmende Möbel fließen dann direkt in die Taschen der Betrüger.
Wie Verkäufer und Anbieter aufs Kreuz gelegt werden
Nicht nur Kaufinteressenten, auch Verkäufer werden Opfer von Betrügern. Diese Maschen sollten Immobilienanbieter kennen:
Der nigerianische 419-Betrug im Immobilienbereich
Diese Betrugsmasche hat in den letzten Jahren im Immobilienbereich stark zugenommen. Betrüger kontaktieren Immobilienanbieter mit vermeintlichem Interesse an hochpreisigen Objekten. Die Anfragen wirken zunächst harmlos, etwa: "Hallo, ich interessiere mich für das Objekt dieser Anzeige und hätte gerne weitere Informationen." Auffällig ist jedoch, dass diese Anfragen meist sehr allgemein gehalten sind und keine spezifischen Details zur Immobilie enthalten.
Die "Diplomatisches Paket"-Masche
Eine besonders dreiste Variante, die aktuell vermehrt auftritt, ist die "Diplomatisches Paket"-Masche. Ein angeblicher amerikanischer Offizier im Auslandseinsatz oder wohlhabender Geschäftsmann kontaktiert Immobilienanbieter und gibt vor, sein Vermögen (oft in Millionenhöhe) außer Landes schaffen zu müssen. Er sucht eine "Vertrauensperson" in Deutschland, die bei der Aufbewahrung und späteren Investition helfen soll.
Das Geld sei bereits als "diplomatisches Paket" auf dem Weg, aber es seien "unvorhergesehene" Zoll- oder Transportkosten entstanden, die der Verkäufer vorstrecken soll. Natürlich mit dem Versprechen, später großzügig entlohnt zu werden. Die gleiche Masche existiert in verschiedenen Varianten – mal ist es ein amerikanischer Offizier im Irak mit 13,5 Millionen Euro, mal eine chinesische Familie mit 85 Millionen Euro Vermögen.
Laut Polizei handelt es sich hierbei meist um organisierte Betrügerbanden, die aus dem Ausland operieren, was die Strafverfolgung erheblich erschwert. Opfer sehen ihr Geld in der Regel nie wieder.
Der nicht zahlende Käufer
Eine weitere Betrugsmasche: Ein vermeintlicher Käufer schließt einen Kaufvertrag ab, geht sogar mit zum Notar und zieht nach Erhalt der Schlüssel in die Immobilie ein – zahlt aber den Kaufpreis nie. Die Opfer geraten in Not, da sie weiterhin für laufende Nebenkosten wie Wasser und Strom aufkommen müssen, während der Betrüger mietfrei in ihrer Immobilie lebt.
Aktuelle Fallstudien und Beispiele
Der Fall der Luxuswohnung in Zürich
Ein besonders anschauliches Beispiel für Immobilienbetrug: Ein Inserat auf einer Schweizer Immobilienplattform bot eine geräumige 3-Zimmer-Wohnung in Zürich mit Balkon und Seesicht für nur 1.400 CHF an – während vergleichbare Wohnungen in dieser Lage mindestens das Doppelte kosten. Der niedrige Preis sollte schnell Interessenten anlocken, die dann ohne Besichtigung eine Anzahlung leisten sollten.
Falsche Polizisten in Neustadt
In Neustadt waren im März 2025 Betrüger aktiv, die sich telefonisch als Polizisten ausgaben[5]. Sie kontaktierten gezielt ältere Menschen und behaupteten, in der Nachbarschaft habe es einen Überfall auf ein älteres Ehepaar gegeben. Anschließend boten die angeblichen Polizisten an, persönlich vorbeizukommen, um Wertgegenstände zu "sichern". Die echte Polizei warnte, dass sie niemals vorsorglich Privateigentum der Bürger sichern würde.
So schützen Sie sich effektiv vor Immobilienbetrug
Für Kaufinteressenten
Realistische Preise erwarten: Wenn ein Angebot deutlich unter dem Marktpreis liegt, sollten die Alarmglocken läuten.
Niemals Vorauszahlungen leisten: Seriöse Anbieter verlangen keine Zahlungen vor Besichtigung oder Vertragsabschluss.
Persönliche Besichtigung: Bestehen Sie immer auf eine persönliche Besichtigung mit dem Eigentümer oder einem legitimierten Vertreter.
Vorsicht bei ungewöhnlichen Zahlungsmethoden: Wenn Zahlungen per Kryptowährung, Western Union oder Geschenkkarten gefordert werden, ist höchste Vorsicht geboten.
Identität prüfen: Lassen Sie sich amtliche Ausweise zeigen und prüfen Sie, ob die Person tatsächlich Eigentümer ist (z.B. durch Grundbuchauszug).
Für Immobilienanbieter
Allgemeine Anfragen hinterfragen: Wenn ein Interessent keine konkreten Fragen zur Immobilie stellt, könnte es sich um eine automatisierte Betrugsnachricht handeln.
Beim ersten Kontakt prüfen: Fragen Sie, ob der Interessent weiß, welche Immobilie Sie anbieten. Betrüger kennen oft nicht einmal die Basics Ihrer Anzeige.
Niemals Geld vorstrecken: Lassen Sie sich niemals auf Vorauszahlungen oder das Auslegen von Kosten ein, egal wie überzeugend die Geschichte klingt.
Verdächtige Mails an Portalbetreiber melden: Helfen Sie mit, Betrugsfälle einzudämmen, indem Sie verdächtige Kontaktversuche dem Betreiber des Immobilienportals melden.
Bei Unsicherheit Experten konsultieren: Ziehen Sie im Zweifelsfall einen Immobilienanwalt oder die Polizei hinzu.
Fazit: Wachsamkeit ist der beste Schutz
Der Immobilienmarkt bietet leider einen idealen Nährboden für Betrüger – hohe Summen, emotionale Entscheidungen und komplexe Prozesse machen es Kriminellen leicht. Gerade bei ländlichen und historischen Immobilien, wo die Objekte oft besonders begehrt und die Besichtigungen aufgrund der Entfernungen schwieriger sind, ist Vorsicht geboten.
Durch eine gesunde Portion Skepsis, die Beachtung der genannten Warnzeichen und die konsequente Anwendung der Schutzmaßnahmen können Sie sich jedoch effektiv vor den gängigsten Betrugsmaschen schützen. Denken Sie immer daran: Wenn ein Angebot zu gut erscheint, um wahr zu sein, ist es das meistens auch nicht. Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser, besonders wenn es um Ihre Traumimmobilie oder den Verkauf Ihres wertvollen Eigentums geht.
Konkrete Schritte für Anbieter zur Verhinderung von Betrugsmaschen auf Immobilienportalen
1. Sensibilisierung und Schulung
Anbieter sollten sich und ggf. Mitarbeitende regelmäßig zu aktuellen Betrugsmaschen und deren Erkennungsmerkmalen weiterbilden. Schulungen helfen, verdächtige Anfragen frühzeitig zu identifizieren und richtig zu reagieren.
2. Technische Schutzmaßnahmen
Nutzung starker Passwörter und Multi-Faktor-Authentifizierung für alle Portalzugänge.
Einsatz von aktuellen Antivirenprogrammen, Firewalls und E-Mail-Filtern, um Phishing- und Scam-Mails abzufangen.
Regelmäßige Sicherheitsüberprüfungen und Updates der genutzten Systeme.
3. Sorgfältige Prüfung von Interessenten
Verdächtige Anfragen kritisch hinterfragen, insbesondere wenn sie ungewöhnlich allgemein gehalten sind oder aus dem Ausland stammen.
Keine sensiblen Daten (wie Ausweiskopien, Kontodaten) ohne vorherige Verifizierung des Gegenübers herausgeben.
Bei Unsicherheiten Identität und Bonität des Interessenten prüfen, z.B. durch Rückruf unter einer offiziell recherchierten Nummer oder durch Einsichtnahme ins Grundbuch.
4. Keine Vorauszahlungen oder Vorschüsse leisten
Niemals auf Forderungen eingehen, bei denen Anbieter Geld vorstrecken oder Gebühren für angebliche Zoll-, Transport- oder Notarkosten zahlen sollen. Seriöse Geschäfte erfordern keine Vorabzahlungen an Unbekannte.
Datenvalidierung und Adressprüfung
Überprüfung der angegebenen Kontaktdaten und Adressen auf Plausibilität. Automatisierte Systeme helfen, gefälschte oder nicht existierende Adressen frühzeitig zu erkennen.
Verdächtige Kontakte melden
Auffällige oder betrügerische Anfragen umgehend dem Portalbetreiber melden, damit diese Nutzer gesperrt werden können und andere Anbieter gewarnt sind..
Krisenmanagement und Notfallplan
Für den Ernstfall einen klaren Krisenmanagementplan bereithalten: Dazu gehören die Identifikation und Meldung des Betrugsfalls, die Sicherung von Beweisen, die Information der Behörden und die Kommunikation mit allen Betroffenen.
Durch die konsequente Anwendung dieser Maßnahmen können Anbieter das Risiko, auf Immobilienportalen Opfer von Betrugsmaschen zu werden, deutlich reduzieren. Wachsamkeit, technische Schutzmechanismen und klare Prozesse sind dabei die wichtigsten Werkzeuge.
Konkrete Schritte für Immobiliensuchende zur Verhinderung von Betrugsmaschen auf Immobilienportalen
1. Angebote kritisch prüfen
Vergleichen Sie Preise mit dem regionalen Miet- oder Kaufspiegel. Angebote, die deutlich günstiger sind als vergleichbare Objekte, sollten Sie besonders kritisch hinterfragen.
Achten Sie darauf, ob alle wichtigen Informationen wie Adresse, Ansprechpartner, Energieausweis und vollständige Objektbeschreibung vorhanden sind.
2. Keine Vorauszahlungen leisten
- Zahlen Sie niemals Kaution, Reservierungsgebühren oder andere Beträge, bevor Sie die Immobilie persönlich besichtigt haben. Seriöse Anbieter fordern kein Geld im Voraus.
3. Persönliche Besichtigung verlangen
- Bestehen Sie immer auf einer Besichtigung vor Ort. Lehnen Anbieter diese ab oder erfinden Ausreden (z.B. Auslandsaufenthalt), ist das ein Warnsignal.
4. Anbieter und Objekt recherchieren
Prüfen Sie, ob der Anbieter im Internet auffindbar und seriös ist. Suchen Sie nach Bewertungen oder Erfahrungen anderer Interessenten.
Recherchieren Sie die Adresse der Immobilie, z.B. über Google Maps oder Street View, um zu überprüfen, ob das Objekt existiert und zur Beschreibung passt.
Bilder und Texte überprüfen
Nutzen Sie die umgekehrte Bildersuche (z.B. Google Bilder), um herauszufinden, ob die Fotos auch in anderen, möglicherweise unseriösen Anzeigen verwendet werden.
Achten Sie auf Widersprüche zwischen Text und Bild sowie auf auffällig perfekte oder katalogähnliche Fotos.
Sprachliche Auffälligkeiten beachten
- Seien Sie skeptisch bei Inseraten mit schlechtem Deutsch, vielen Rechtschreibfehlern oder bei Kontaktaufnahme auf Englisch. Das kann auf Betrüger aus dem Ausland hinweisen.
Keine sensiblen Daten herausgeben
- Senden Sie keine Ausweiskopien, Gehaltsnachweise oder Bankdaten an unbekannte Anbieter. Seriöse Vermieter fordern solche Unterlagen erst nach persönlichem Kontakt und klarer Identifikation.
Anzeigenzwillinge erkennen
- Suchen Sie nach identischen oder sehr ähnlichen Anzeigen auf anderen Portalen. Unterschiedliche Anbieter für dasselbe Objekt sind ein klares Warnsignal.
Bei Verdacht Anzeige erstatten
- Wenn Sie einen Betrugsversuch vermuten, sichern Sie alle Beweise (E-Mails, Zahlungsbelege, Screenshots) und wenden Sie sich an die Polizei.
Gesunde Skepsis bewahren
Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl: Wenn Ihnen etwas seltsam vorkommt oder zu gut klingt, um wahr zu sein, prüfen Sie das Angebot besonders sorgfältig.