Das Fachwerkhaus richtig schützen
Viele Fachleute behaupten steif und fest, dass eine falsche Sanierung am Fachwerkhaus mehr Schaden verursacht und das die Unkenntnis über die verwendete Substanzen stets vorhanden ist. Ein Fachwerkhaus besteht nicht aus Betonplatten, sondern aus lebendigen und natürlichen Materialien, die ihre ganz eigenen Bedürfnisse haben. Vielen finden das Fachwerk eines solchen Hauses sehr schön, richten sich jedoch innen mit modernen Dämmmaterialien ein.
Zudem haben sich auch die Lebensumstände zu den Vorfahren stark verändert. Es wird wesentlich mehr Wasser verbraucht bei Duschen und Baden. Die Luftfeuchtigkeit die so entsteht, ist enorm und sie kann bei einer Versiegelung nicht entweichen. Dampfsperrfolien, Dämmschichten, diffusionsdichte Fassaden & Co. sind der Tod für ein schickes Fachwerkhaus oder Bauernhaus. Die Feuchtigkeit dringt in das Holz ein, kann allerdings nicht entweichen und logischerweise bilden sich Pilze und Schimmel. Das ist weder gut für das Holz noch für die Gesundheit der Bewohner. Darüber hinaus ist eine Konstruktion als Fachwerk sehr flexibel. Werden nun unflexible Materialien verbaut, entstehen Risse und damit ist eine Undichtigkeit erreicht.
Geschickte Bauweise
Imposante Fachwerkhäuser, Bauernhäuser, oder Bauernhöfe sind aus einem Traggerüst aus Holz und einer Füllung der Gefache aus Lehm hergestellt. Genau dieser Charme ist es, der das Herz eines Liebhabers höher schlagen lässt. Wer ein Fachwerkhaus sein eigenen nennt, sollte solch ein Liebhaber sein und die Sanierung mit entsprechend passenden Materialien vornehmen.
Die Idee der hölzernen Traggerüste geht bis in die Jungsteinzeit zurück. Im Laufe der Jahrhunderte wurde diese Bautechnik perfektioniert. Die Ständer erhielten Riegel, also Querverbindungen, und alles wurde auf Schwellen zum Schutz vor Bodenfeuchte gestellt. Darunter kam noch ein Natursteinsockel und Streben. Auf solch einem Konstrukt war es möglich, dass fünf oder noch mehr Etagen errichtet werden konnten. Das Geheimnis der Haltbarkeit liegt eindeutig in der Flexibilität. Es ist stabil, dennoch elastisch und kann Windbelastungen und Erderschütterungen bequem wegstecken. Die Gefache wurden mit Weidenruten ausgefüttert und mit Lehm verfüllt. Beide Baustoffe haben sich als unglaublich praktisch erwiesen, denn sie lassen einen Feuchtigkeitstransport zu. Luftfeuchtigkeit wird aufgenommen und nach außen transportiert. Regenwasser wird von der Fassade einfach aufgesaugt und auch wieder abgegeben. Der Lehm sorgt gleichzeitig dafür, dass das Holz nie mehr als 15 Prozent Wassergehalt hat. Bei diesen Verhältnissen fühlen sich Schädlinge nicht wohl und auch der Schimmel kann sich hier nicht entwickeln.
Optimale Materialien verwenden
Lehm und Holz sorgen weiterhin für ein perfektes Raumklima, welches es in einem Neubau nicht gibt. Gerade bei sehr hohen Außentemperaturen wird es in einem Fachwerkhaus oder einem Bauernhaus immer sehr angenehm kühl sein. Er ist eine natürliche Klimaanlage, speichert die Wärme des Tages und gibt sie erst in der Nacht wieder ab. Während dieser Lagerung werden Schadstoffe einfach ausgefiltert und die Balance bleibt bestehen.
Bei einer Sanierung ist daher immer darauf zu achten, dass genau diese lieb gewonnenen Eigenschaften bestehen bleiben. Das Verwenden von traditionellen Baustoffen und auch die Verfahrensweise sollten dem ursprünglichen Bau angepasst sein. Wer sich das als Laie nicht zutraut, sollte lieber einen Fachmann hinzuziehen, ehe Schäden verursacht werden. Die Konstruktion aus Holz und Lehm darf nie in ihrer Diffusion beeinträchtigt werden.
Moderne Materialien sowie Dampfsperren haben in einem historischem Fachwerkhaus beziehungsweise Bauernhaus nichts zu suchen. Ein historischer Bauernhof beispielsweise sollte auch von Grund auf historisch bleiben. Der Temperaturverlauf der Wände wird stark verändert, Feuchtigkeit kann nicht mehr entweichen und unweigerlich beginnt die Fäulnis. Kunstharz, Zement oder diffusionsdichte Farbe sowie Tapeten sind bei einer Sanierung wegzulassen.
Erst Bestandaufnahme, dann Sanierung
Eine Diffusionsoffenheit kann mit Lehmputz, Kalkputz, Lehmkaseinfarben, Kalkkaseinfarben erreicht werden. Um den Feuchtetransport nicht zu unterbrechen, kann mit Schilfrohr, Stroh, Holzspänen oder Korkschrot gedämmt werden. Auch fertige Lehmsteine mit Aussparungen sind zu erhalten. Hier kann eine Wandflächenheizung integriert werden. Die Wärme wird im Gebäude gehalten und der Feuchtigkeitsaustausch sowie der Luftaustausch ist weiterhin gewährleistet.
Bevor es jedoch ans Werk geht und die Sanierung auf einem Bauernhof beginnt, muss eine Bestandsaufnahme vom Bauernhaus beziehungsweise Fachwerkhaus erfolgen. Bei schadhaftem Holz, welches ausgetauscht werden muss, sollte man sich nach anderen gleichartigen Häusern umschauen, die nicht mehr genutzt werden. Alternativ kann auf sehr gut getrocknetes Eichenholz zurückgegriffen werden. Die Restfeuchte sollte hier nicht über 12 Prozent liegen. Von einem Zimmermann sind beschädigte Stellen zu entfernen und entsprechend zu ersetzen. Metall kommt hierbei nicht zum Einsatz. So bleibt die Flexibilität der Konstruktion erhalten.
Finanzierung beim Fachwerkhaus
Steht man vor der Entscheidung, ob ein Fachwerkhaus oder ein Bauernhaus gekauft wird, sollte immer ein Experte bei der Besichtigung dabei sein. Das kann ein Denkmalpfleger sein, ein Architekt oder auch ein Zimmermann. Ist das Fachwerkhaus zudem denkmalgeschützt, dürfen keine Änderungen ohne Genehmigung vorgenommen werden. Auf der anderen Seite werden sehr hilfreiche Tipps von der Behörde gegeben, wie eine fachgerechte Sanierung durchzuführen ist und welche Maßnahmen man für den Erhalt durchführen sollte. Die Kosten der Finanzierung und Sanierung können bei einem Eigenbedarf zu 90 Prozent von der Steuer abgesetzt werden. Der Erhalt von einem historischen Bauernhof, einem Bauernhaus oder einem Fachwerkhaus lohnt sich immer - nicht nur finanziell, sondern auch aufgrund des ganz besonderen Wohnklimas. Weiterhin besteht die Möglichkeit, dass bei der Sanierung vom Fachwerkhaus die Energiesparverordnung gelockert wird, da die Wärmeschutzvorgaben nicht eingehalten werden können.
Bewahrer der Schönheit und des Stils
Das Bewahren der unglaublich vielen vorhandenen Bauernhöfe, Bauernhäuser und Fachwerkhäuser ist die Aufgabe des Deutschen Fachwerkzentrums mit Sitz in Quedlinburg. Jeder Bauherr eines Fachwerkhauses kann sich an dieses Zentrum wenden und von den vielen hilfreichen Informationen profitieren. Eine Beratung kann vor Ort erfolgen und es ist kostenlos. Doch nicht nur für die Sanierung ist das Zentrum Anlaufstelle, sondern auch als Beratungsstelle für alle, die sich mit dem Fachwerkhaus, dem Bauernhaus oder dem Bauernhof beschäftigen. Studenten, Handwerker, Ingenieure und Architekten lassen sich gern die Wege der Sanierung und Erhaltung erläutern. So werden auch Seminare angeboten, wie der Lehmbau, der Holzschutz, das ökologische Bauen an sich und auch Architekturgeschichte kommt nicht zu kurz. Wem es örtlich nicht möglich ist eines der unzähligen hochinteressanten Seminare zu besuchen, sollte zumindest einen Blick auf die Webseite wagen. Auch hier finden sich die unterschiedlichsten Informationen. (Deutsches Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V., Blasiistraße 11, 06484 Quedlinburg, Tel.: 0 39 46-8 10-520, www.deutches-fachwerkzentrum.de)
Aus alt mach neu
Der Charme eines alten Fachwerkhauses kann mit Geld nicht bezahlt werden. So lebhaft diese Gebäude auch sind, sie sind meist sehr klein und bieten nur beengte Räume. Das moderne Wohnen hingegen ist auf Platz und hohe Zimmer ausgelegt. Der Liebhaber eines Fachwerkhauses hat eine ganz besondere Möglichkeit. Es ist im 21. Jahrhundert möglich, das in mittelalterlicher Bauart gelebt werden kann, und zwar in Holzfertighäusern. Das ist die moderne Antwort auf Fachwerkhäuser, Bauernhäuser und Bauernhöfe. Besonderer Vorteil hierbei ist nicht nur, dass das Wohnklima dem altertümlichen Fachwerkhaus beibehalten wird, sondern dass der Bauherr die Gestaltung individuell vornehmen kann. So sind besonders große Räume vorstellbar, variable Wände, die bei Bedarf entfernt werden können. Selbst das Verglasung ist als moderner Einfluss denkbar. Sind Abschleppungen an den Traufseiten vorgesehen, ist gleichzeitig eine Erweiterung des Hauses denkbar.
Fazit:
Fachwerkhäuser sind lebendige Zeugen der Vergangenheit, die besondere Pflege und Aufmerksamkeit erfordern. Der richtige Schutz dieser historischen Bauten ist entscheidend für ihren Erhalt und die Bewahrung ihres einzigartigen Charmes. Bei der Sanierung eines Fachwerkhauses ist es daher von größter Bedeutung, die ursprünglichen Baumaterialien und -techniken zu respektieren. Die Verwendung moderner, diffusionsdichter Materialien kann dagegen zu schwerwiegenden Schäden führen, da sie den natürlichen Feuchtigkeitsaustausch behindern. Stattdessen sollten traditionelle, atmungsaktive Materialien wie Lehm und Holz bevorzugt werden, die ein optimales Raumklima schaffen und die Flexibilität der Konstruktion erhalten.
Vor jeder Sanierung ist eine gründliche Bestandsaufnahme unerlässlich. Experten wie Denkmalpfleger oder spezialisierte Zimmermänner sollten hinzugezogen werden, um eine fachgerechte Restaurierung sicherzustellen. Finanzielle Anreize und steuerliche Vorteile können den Erhalt dieser wertvollen Bausubstanz unterstützen. Letztendlich ist der Schutz von Fachwerkhäusern nicht nur eine Frage der Bausubstanzerhaltung, sondern auch der Bewahrung unseres kulturellen Erbes. Mit dem richtigen Wissen und der entsprechenden Sorgfalt können diese einzigartigen Gebäude auch in Zukunft Menschen mit ihrem besonderen Wohnklima und ihrer zeitlosen Schönheit begeistern.