08
Jul

Die richtige Restaurierung und Beschichtung von Fachwerk

Ein altertümliches Fachwerkhaus oder Bauernhaus und hier besonders das Gebälk hat es im wahrsten Sinne des Wortes in sich. Für eine Restauration sind Pilze, Insekten und mehrlagige Farbschichten eine echte Herausforderung. Dr. Josef Theo Hein ist der Leiter der Anwendungstechnik und gibt wichtige Hinweise für alle, die sich in Eigenleistung dieser Kampfansage stellen. Dr. Hein ist Liebhaber vom Fachwerkhaus, Malermeister und gleichzeitig Wissenschaftler. Er ist ein Mann der Praxis. Laien auf dem Gebiet der Restauration und Beschichtung von Fachwerk sollten sehr genau die Informationen studieren und sich lieber weniger zutrauen, denn schnell ist ein größerer Schaden entstanden, als vorhanden. Viele "Bauherren" denken, dass mit einem neuen Anstrich alles erledigt ist. Doch der Fachmann wird gerade beim alten Fachwerkhaus feststellen, dass die Balken zwar gut aussehen, jedoch von innen verfault sind, dass Fehlstellen nicht fachgerecht verschlossen sind und dass sogar statische Risse vorhanden sind, die auf den ersten Blick nicht erkannt werden.

 

Erst gucken, dann restaurieren

Bevor es an eine grundlegende Restaurierung vom Fachwerk eines Bauernhauses geht, ist eine Objektaufnahme durchzuführen, und zwar innen wie außen. Der Zustand der verbauten Hölzer ist das A und O, denn nur dann kann eine langfristige und nachhaltige Restaurierung stattfinden. Auch die bauphysikalischen Informationen sind von bedeutender Größe. Hierbei geht es zum einen um die Nutzung vom Fachwerkhaus, um den Taupunkt und natürlich um den Aufbau des Fachwerkes an sich. Dieser muss mit den passenden Produkten erfolgt sein. Werden bei der Begutachtung angefaulte Holzelemente entdeckt, ist weiterhin die Statik neu zu berechnen, um die Tragfähigkeit einschätzen zu können. Wird loses Holz entdeckt, ist ein Zimmermann zu beauftragen, der dieses abbeilt und entsprechend aufdoppelt oder durch das Anschuhen austauscht. Bei der Wahl des Holzes ist auf artgleiches, getrocknetes und altes Holz zu achten. Viele Liebhaber eines Fachwerk- oder Bauernhauses haben ein kleines Lager, um für solche Arbeiten gerüstet zu sein. Ist kein geeignetes Holz vorhanden, kann in einer Sägerei oder Schreinerei nachgefragt werden.

 

Risse sachgerecht behandeln

Da ein Fachwerkhaus sehr viel Holz beinhaltet und dieses stets und ständig arbeitet, sind auch die Gefache genauer zu untersuchen. Müssen diese ausgetauscht werden, ist auch für diese Arbeit ein Fachmann hinzuzuziehen. Das Verputzen der Gefache erfolgt immer von oben nach unten und das hat einen logischen Grund. Würde das Gefache von unten nach oben aufgefüllt werden, würde sich der Druck mit jeder neuen Lage vergrößern. Die somit entstehende Spannung führt zu Verdichtungen und Rissen. Der Putz wird idealerweise als Kalkmörtel aufgebracht. Ist dieser komplett durchgetrocknet, kann ein entsprechender Anstrich vorgenommen werden. Sind in dem Holz Risse auszumachen, die senkrecht verlaufen und das Wasser ablaufen lassen, ist ein Austausch nicht notwendig. Hier reicht ein abdichtender Anstrich. Sind jedoch Risse vorhanden, in denen das Wasser steht, ist ein Ausspänen vorzunehmen, und zwar mit artgleichem Holz. Wer sich das nicht zutraut, sollte auch hier lieber auf einen Zimmermann zurückgreifen.

 

Entwässerung durch Anbohren

Die Restfeuchtigkeit des "neuen" Holzes muss geringer sein als das des Bauteils. Die Teile werden fest miteinander verbunden und der Ausgleich der Feuchtigkeit verbindet die Bauteile. Hierfür kann auch ein spezieller Kleber verwendet werden. Zum Abdichten ist die elastische Fugendichtmasse nicht zu wählen. Sie hält nicht lange dicht und das Holz darunter kann nicht atmen. Die Feuchtigkeitsabgabe wird durch die Masse verhindert und das Holz feuchtet sich auf. Ebenfalls zu begutachten sind die Zapflöcher, welche waagerecht vorhanden sind. Gerade an der Wetterseite vom Bauernhaus kann die Feuchtigkeit sehr lange vorhanden bleiben. Daraus ergeben sich Fäulnisschäden im Balken, die nicht sichtbar bis zu einem halben Meter nach beiden Seiten ausgedehnt sein können. Um solche Schäden zu vermeiden, ist ein schräges Anbohren des Zapfloches geeignet. Dadurch kann eine gute Entwässerung gewährleistet werden und Fäulnis hat keine Chance mehr.

 

Fachwerk freilegen oder nicht?

Soll eine verkleidete Fassade freigelegt werden, ist im Vorfeld zu überlegen, aus welchen Gründen dies geschehen ist. Handelt es sich um einen Schutz wegen einer sehr hohen Schlagregenbelastung? Um das Bauernhaus zu schützen, ist eine Verkleidung der Wetterseite oftmals unumgänglich. Wird dennoch die Fassade freigelegt, kann der Schaden erst noch entstehen. Fachwerk, welches sichtbar ist, sieht wunderschön aus und versprüht einen gewissen Charme. Für die Erhaltung ist jedoch zu bedenken, dass aufgrund der vielen Fugen eine 100 %ige Dichtigkeit nicht erreicht werden kann. Wasser dringt ein und die Fäulnis hat freie Bahn. Ist eine Schlagregenmenge von weniger als 140 Millilitern pro Quadratmeter zu erwarten, kann die Freilegung erfolgen. Liegt die Menge jedoch höher, wird eine Verkleidung angeraten beziehungsweise ist dann von einer Freilegung abzusehen.

 

Der richtige Anstrich

Bei der Objektbegutachtung ist zudem auch auf den Anstrich zu achten, welcher vorhanden ist. Wurde dieser in einer dicken Schicht aufgetragen, kann eine weitere Überstreichung dazu führen, dass die Wasserdampfdurchlässigkeit nicht mehr gegeben ist. Das Holz unter diesem dicken und neuen Anstrich beginnt zu faulen. Es ist daher nötig, dass der alte Anstrich sorgfältig entfernt wird. Das Abbeizen und auch das Abstrahlen mittels eines Hochdruckreinigers haben sich nicht bewährt. Wassermengen dringen in die Holzkonstruktion ein und auch in das Gefach. Das führt unweigerlich zu Schäden, die sich erst später zeigen werden. Besser wäre daher die Verwendung einer Fräse oder auch eine thermische Entfernung des Anstrichs hat sich bewährt. Mit einem sehr weichen Strahlgut kann auch das Sandstrahlverfahren zur Anwendung kommen. Es ist bei allen Methoden auf eine sehr akkurate Vorgehensweise zu achten, um neue Beschädigungen zu vermeiden.