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Jul

Fehler vermeiden - Innendämmung von Bauernhäusern

Fehlerquellen und Problematiken bei der Innendämmung von Bauernhäusern

Das Sichtfachwerk ist in der heutigen Zeit wesentlich höheren Beanspruchungen ausgesetzt, als es zu damaligen Zeiten der Fall gewesen ist. Der Grund dafür ist der erhöhte Wohnkomfort. Die Wandfläche an sich wird außen vom Regen beansprucht, der zwar saurer geworden ist, jedoch liegt die tatsächliche Belastung im Inneren. Eine Sanierung eines Bauernhauses verlangt eine Wärmedämmung auf der Innenseite und zusätzliche neue und damit dichtere Fenster. Die Luftwechselrate wird dadurch erheblich verringert. Hochmoderne Heizanlagen und die Ansprüche an den Wohnkomfort erhöhen die Temperaturdifferenz vom Inneren und Äußeren. Dadurch steigt die Luftfeuchtigkeit in den Räumen und die Belastung liegt zugleich an den Außenwänden.

 

Fehlende Genehmigungen

Sichtfachwerk bei einem Bauernhaus oder Fachwerkhaus unterliegt grundlegend nicht dem Denkmalschutz. Da jedoch von einer historischen Bauweise ausgegangen werden kann, tritt der Ensembleschutz ein. Bevor es an die Sanierungsmaßnahmen geht, sollte zwingend eine denkmalschutzrechtliche Genehmigung eingeholt werden. Die meisten Besitzer eines Fachwerkhauses oder eines Bauernhofes tun dies jedoch nicht und das hat zwei Gründe. Zum einen werden die Auflagen der Denkmalschutzbehörde befürchtet und zum anderen ist schlicht und ergreifend Unkenntnis vorhanden. Aufgrund eines geforderten Energiepasses werden dann meist in Eigenleistung Innendämmungen vorgenommen, die jedoch eher schaden als nützen. In Deutschland wurden durch solche Eigenarbeiten vermutlich mehr Schäden an Fachwerkhäusern und Bauernhäuser verursacht, als durch den letzten Krieg und es ist zu befürchten, dass dies weiter anhält und sogar noch ansteigt.

Informationen zu sachgerechter Sanierung von Fachwerkhäusern und wertvolle Tipps zu Genehmigungen und Sanierungsunterstützung kann man bei den Denkmalbehörden erfragen.

 

Eigenbau mit schleichenden Schäden

Der Eigentümer ist meistens davon überzeugt, dass er auf einen Fachmann und einen Experten in Sachen Fachwerksanierung verzichten kann. Meist scheut man einfach die Kosten. Wüsste er jedoch vorher, dass sich diese Investition einer tiefer gehenden Prüfung rechnet und unterm Strich wesentlich günstiger ist, würde er sicherlich nicht darauf verzichten. Stattdessen fragt er einen Maler aus dem Freundeskreis oder den Nachbarn im Ort. Dieser wird mit der Sanierung beauftragt oder der Eigentümer holt sich Tipps, wie er es selbst machen kann, um Kosten zu sparen. Eine kompetente Beratung erfolgt sehr selten und es geschieht, dass zwar eine perfekte Innendämmung angebracht ist, jedoch die Wurzeln für folgende Schäden gleich mit integriert wurden.

Das System eines Sichtfachwerks ist unglaublich sensibel und wer das Leben in einem Fachwerkhaus nicht versteht, stürzt sich in unendliche Kosten. Die vorprogrammierten Schäden treten zudem erst nach sehr langer Zeit auf. Die Innendämmung ist eine Gratwanderung zwischen der Erhaltung einer Bausubstanz und den Wohnansprüchen der heutigen Zeit. Es gibt zwar Grundregeln für die Innendämmung, jedoch kein allgemeingültiges Rezept. Die Sanierung muss individuell auf das Fachwerkhaus, das Bauernhaus oder den Bauernhof abgestimmt werden.

 

 

Fehlerpotenziale:

Der Außenanstrich ist zu dicht.

Zwar wird vielleicht darauf geachtet, dass dieser wasserabweisend ist, jedoch wird vergessen, dass er Dampfdiffusionsstoffe beinhalten muss. Bei der Fachwerksanierung mit Sichtfachwerk ist der Kellenschnitt sehr selten zu sehen. Er ist jedoch sehr wichtig, da dieser das Holz und den Putz in der Konstruktion trennt. Manchmal werden die Fugen sogar mit einer elastischen Fugenmasse ausgefüllt. Eine komplette Abdichtung kann jedoch nicht erfolgen, zumal sich das Holz ständig bewegt. So können sich Wasseransammlungen bilden, die nicht sichtbar sind, jedoch die Feuchtigkeit nicht verdunsten lassen. Nach spätestens drei Jahren kann bei genauerem Hinschauen erkannt werden, dass die Kunststofffugen an Dichtigkeit verloren haben.

Auch wenn es vielleicht einfacher, schneller und preisgünstiger ist, aber zementhaltige Putze sind für Gefache an einem Bauernhaus nicht geeignet. Auch Kunstharzputze sind nicht zu verwenden, da sie bauphysikalische Vorgänge auslösen und gleichzeitig negativ beeinträchtigen. Wer sich vor der Sanierung gründlich informiert hat, der weiß, dass ein neues Gefache mit einer Verbindung zwischen der Wand und dem Fachwerk versehen werden muss. Oft wird Nadelholz verwendet und günstige Nägel. Hätte man sich noch gründlicher informiert, dann wüsste man, dass nur abgelagertes und trockenes Eichenholz sowie verzinkte Nägel zu verwenden sind. In vielen Fällen wird aufgrund der modernen Ansprüche das Gefache entfernt und gleichzeitig auch die Flechtung. Viele sehen sich nicht in der Lage, dieses gelockerte Materiale wieder zu befestigen. Da wird lieber entfernt und durch neue Baustoffen ersetzt.

 

Innendämmung

Bei der Wahl der Innendämmung ist oftmals ein Missverständnis vorhanden. Geeignete Dämmsysteme sind durchaus zu finden, die auch Rücksicht auf Tauwasseranfall, Kapillarwirkung, Dampfdiffusion und Sorption nehmen. Meist wird einfach zu viel gedämmt und die damit geschaffenen Hohlräume sind reine Kondensatfallen.

Sind alle Sanierungsmaßnahmen dem Fachwerk entsprechend durchgeführt, ist der nächste Schritt die Innenwandverkleidung. Der größte Fehler wäre es, sich nun mit Tapeziertisch und Kleister zu bewaffnen und die nun atmungsaktiven Wänden von innen "dicht" zu machen. Es würden dadurch Dampfdiffusionswiderstände aufgebaut und das Raumklima würde von positiv zu negativ drehen.

Es gibt noch unglaublich viele falsche Sanierungsvorgehen, aber diese hier sollten grundlegend beachtet werden. Das Zentrum für Handwerk und Denkmalpflege sowie die wissenschaftlich technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege geben immer wieder Merkblätter und Richtlinien heraus, die für eine Sanierung unumgänglich sind. Das Thema der Sanierungsschäden ist dort leider seit vielen Jahren bekannt. Grundlegend geht es um den Erhalt altertümlicher Gebäude und nicht um die Umwandlung in einen Neubau. Denn, werden die beschriebenen Fehler umgangen, ist das Verständnis für die bauphysikalischen Kriterien vorhanden, wird man mit einem ganz besonderen Lebens- und Wohngefühl belohnt werden. Aber damit es nun nicht zu einfach wird, die

 

Wasserdampf-Diffusionswiderstandszahl

Bei dieser durchaus wichtigen Zahl handelt es sich um eine Vergleichszahl, die materialbezogen zur ruhenden Luftschicht gesetzt wird.

Eichenholz hat beispielsweise eine Widerstandszahl von 40, Strohlehm liegt bei 10 und Kalzium-Silikat bei 3 bis 10. Das gewählte Material und seine Widerstandszahl sagen aus, dass die Dampfdichte 40-mal beziehungsweise 10-mal so groß ist, als die Luftschicht. Je geringer der Wert ist, desto höher ist also das Diffusionsvermögen und die Feuchteabgabe. Der sd-Wert bezeichnet die äquivalente Luftschichtdicke der Wasserdampfdiffusion. Es ist immer ein Wert von maximal 0,5 zu erhalten und bei einem Sichtfachwerk, welches von innen gedämmt ist, sollte der sd-Wert nach außen hin abnehmen.

Weiterhin wird die Wärmeleitfähigkeit als Materialkonstante (W/mK) festgelegt. Dieser Wert beschreibt die Dämmfähigkeit des gewählten Materials. Je kleiner dieser Wert ist, desto besser ist auch das Dämmverhalten. Der Wert bei Lehm liegt zwischen 0,47 und 0,70. Bei Leichttonmörtel ist der Wert bei 0,23 und bei einem Zellulose-Dämmstoff liegt der Wert W/mK bei maximal 0,05. Wird nun die Materialstärke mit diesem Wert verrechnet, ergibt sich der Transmissionswärmeverlust, beziehungsweise der Wärmedurchgangskoeffizient. Die Energieeinsparverordnung sieht bei Neubauten und deren Außenwänden einen Wert von 0,45 W/m²K vor. Bei einer Außenwand eines Fachwerkhauses mit Sichtfachwerk kann dieser Wert nicht erreicht werden. Hier ist ein empfohlener Wert von 0,8 W/m²K vorgesehen, aber nicht vorgeschrieben. Darunter sollte der Wert jedoch nicht liegen, da ansonsten der Taupunkt zu sehr in den Innenbereich gezogen würde, was wiederum die Balken und die Fachwerkkonstruktion negativ beeinflusst.

 

Taupunkt

Würde man sich an die Vorschriften halten und die erforderliche Innendämmung auch für ein Fachwerkhaus, Bauernhaus oder einen Bauernhof verwenden, würde sich der Taupunkt nach innen in die Gesamtkonstruktion verlagern. Die Materialfeuchte beim Holz würde über 18 % steigen und eine Rücktrocknung ist mit falscher Außendämmung nicht möglich.

Nach der DIN 4108 wurde die Berechnung des Taupunktes berechnet. Es ist jedoch nicht auf die Sorptionseigenschaften eingegangen worden und auch der Feuchtetransport fand hier keine Beachtung. Die Tauwassermenge sollte normalerweise nicht über 1.0 kg/m² liegen. Für ein Fachwerkhaus ist jedoch ein Wert von 0,5 kg/m² besser, denn dieser Wert entspricht auch den Richtlinien der bauphysikalischen Anforderung an Fachwerkfassaden. Bei einer sachgerechten Außenwandsanierung sollte man auch beachten, dass Materialien wie z. B. Lehm wesentlich länger für die Trocknung brauchen. 

 

Das Sorptionsverhalten

Das Sorptionsverhalten ist besonders für das gesunde Wohnklima mehr als wichtig, denn es bezeichnet die Wasseraufnahmefähigkeit und damit auch den Luftfeuchteausgleich der Wände.

Die Wasseraufnahmefähigkeit wird nach Gewichtsprozent ermittelt. Bei Kalziumsilikatplatten wäre das ein Wert von 408 Gewichtsprozent. Leider sind oft jedoch keine Angaben von den Herstellern bei diesen Materialien zu finden. Beim Wandaufbau ist darauf zu achten, dass keine Hohlräume entstehen und dass die Kapillarwirkung zwischen den einzelnen Materialien nicht unterbrochen wird. Dampfbremsen als Folien oder Dampfsperren sollten nicht verwendet werden und für die Innenverkleidung ist auf Tapeten zu verzichten. Es sollen zwei Lösungsvorschläge erläutert werden, die für eine Innendämmung bei einem Sichtfachwerk zum Einsatz kommen könnten.

Hier ist erstens eine mineralische Innendämmung mit Leichtlehmausfachung zu nennen. Der Wandaufbau von außen nach innen kann beispielsweise so geschehen: Zunächst eine 10 Millimeter Reinkalkputzschicht aufgetragen, dann eine 2,9 Zentimeter dicke Leichtlehmschicht und schlussendlich 12,5 Millimeter dicke Gipsfaserplatten beziehungsweise Kalziumsilikatplatten.

Eine zweite Lösungsmöglichkeit ist ein Gefache aus Strohlehm mit einer Zelluloseplatten-Innendämmung. Der Aufbau der Wand von außen nach innen: Es wird eine bis 2 Zentimeter dicke Kalkputzschicht aufgetragen, gefolgt von maximal 14 Zentimeter dickem Strohlehm, dann 8 Zentimeter starke Zellulose-Dämmplatten. Hierbei sollte auf die Feuchtigkeitsbremse verzichtet werden. Den Abschluss bilden 12,5 Millimeter starke Gipsfaserplatten beziehungsweise Kalziumsilikatplatten. Für die Innenwandgestaltung sollte auf das Tapezieren verzichtet werden. Das würde nicht nur die Luftzirkulation negativ beeinflussen, sondern der Charme vom Fachwerkhaus ist mit dem Reinkalkputzauftrag bestens gegeben.

Für die Innendämmung können alternativ auch Lehmbauplatten oder Lehmbausteine verwendet werden. Leichttonmörtel ist denkbar sowie ein Korkgemisch, ein Lehmgemisch, ein Kieselgur Gemisch oder ein Strohgemisch. HWL-Platten sowie Zellulose für die Innendämmung.

Die Innendämmung beginnt immer mit der Außendämmung. Daher wird als Außenanstrich eine Silikatfarbe gewählt, die dampfdiffusionsoffen ist, denn diese hat sich als bestens geeignet herausgestellt. Für den Außenputz kann man auf Reinkalkputz zurückzugreifen. Dieser wird ohne eine bestimmte Richtung verrieben. Wichtig hierbei ist der Kellenschnitt. Es ist zudem ein weiches Material aus den Mörtelgruppen auszuwählen und der Putz sollte balkenbündig und nicht kissenförmig aufgetragen werden. Es wird zu dem eine Putzstärke von maximal 15 Millimetern empfohlen. Mehr sollte es auch nicht sein wegen der Scherspannung. Weniger ist hier mehr.

Bei der Innendämmung ist grundlegend auf eine hohlraumfreie Dämmung zu achten. Die Wandflächen werden dem Stil eines Fachwerkhauses, Bauernhauses beziehungsweise Bauernhhofes entsprechend natürlich belassen. Mit Lehmputz beziehungsweise Reinkalkputz ist eine beeindruckende und urige Gestaltung durchführbar. Bei der farblichen Gestaltung der Innenwände stehen Kalkfarben, Kalkkaseinfarben und Silikatinfarben in großer Auswahl bereit.

 

Und zum Schluß

Aufgrund der zahlreichen Schadensfälle, die bei der Sanierung von Fachwerkhäusern, Bauernhäusern oder Bauernhöfen bekannt geworden sind, darf die reine Innendämmung nicht Dreh- und Angelpunkt für die Wohnbedürfnisse sein. Wenn Sie sich für ein Fachwerkhaus entscheiden, sollten Sie zwingend eine Sanierung nach gegebenen Richtlinien vornehmen, sich von den strengen Energieeinsparvorschriften befreien lassen und nur ausgesuchte, artgerechte Materialien verwenden. Natürlich ist eine Sanierung in Eigenleistung bei einem Fachwerkhaus oder einem Bauernhaus möglich, aber bitte nur, wenn im Vorfeld eine sehr gründliche Information darüber eingeholt wurde. Die Besichtigung vor Beginn der Sanierung mit einem Denkmalschutzbeauftragten oder einem namenhaften Zimmermann sollte unter keinen Umständen vernachlässigt werden. Nur so ist es möglich, dass ein Sichtfachwerk erhalten bleibt und das besondere und gesunde Wohnklima im Inneren vorhanden ist. Werden die Kosten für die natürlichen und richtigen Materialien investiert, wird die Lebensdauer des Fachwerkhauses diese Kosten auf jedenfall wieder reinholen. Einmal richtig saniert und Sie sparen in den folgenden Jahren unglaublich viel Geld und vor allem Zeit und können einfach ein ganz besonderes Haus, wie ein Fachwerkhaus, ein Bauernhaus oder vielleicht sogar einen ganzen Bauernhof genießen.