19
Dec

Ein Bauernhaus im Grünen: Die Geschichte des Bauernhauses

Der Kauf eines Haues ist eine Investition in die eigene Zukunft. Es ist ein Schritt der gut bedacht sein sollte. Wer sich schließlich für den Hauskauf entschieden hat, steht auch bald vor der Frage, in welche Art von Haus investiert werden soll. Ob ein modernes Energiesparhaus, ein mittelständiges Reihenhaus oder doch die solide Doppelhaushälfte. Eine weitere Möglichkeit ist das traditionsträchtige und platzbietende Bauernhaus. Oft unterschätzt und als veraltet abgetan bietet das Bauernhaus viele positive Eigenschaften, die der zukünftige Käufer schätzen wird. 

Die ersten Bauernhäuser stammen aus dem 13. – 15. Jahrhundert. Sie waren als eine Kombination von Wohnraum und Stallung für die bäuerliche Bevölkerung konzipiert und sind daher auch als Einhaus bekannt. Bauernhäuser sind vom Norden bis in den Süden Deutschlands zu finden, wobei heutzutage vor allem die Infrastruktur norddeutscher Dörfer durch Bauernhäuser geprägt ist.
Im Jahre 1385 wurde das erste Bauernhaus in den Niederlanden erbaut. In Deutschland sind die ältesten erhaltenen Bauernhäuser auf das späte 15. Jahrhundert zurückzuführen. Die Bauernhäuser waren von Region zu Region unterschiedlich. Sie wurden an die jeweiligen klimatischen und landschaftlichen Bedingungen angepasst. Hinzu kam die soziale Komponente, die ebenfalls das Bild eines Bauernhauses prägte. Auch die zeitliche Entwicklung ist am Erscheinungsbild eines Bauerhauses abzulesen. Zum Beispiel war es ursprünglich so, dass ein Bauernhaus vor allem aus einem großen Raum bestand, in dem es verschiedene Bereiche gab. Wurde in der einen Ecke gelebt, so wurde in der anderen Ecke das Vieh gehalten. 


Mit der Zeit entwickelten sich diese Bereiche auseinander und verlagerten sich in verschiedene Räume unter einem Dach. Der erste Schritt war die Schaffung von separaten Schlafräumen, sodass nicht mehr in einem Raum mit dem Vieh geschlafen werden musste. Es gab aber nicht nur einen Schlafraum, sondern mehrere. Denn der Bauer und die bäuerliche Familie hatten ihre Schlafräume am hinteren Ende des Hauses, während Mägde und Knechte entweder neben oder über den seitlich gelegenen Ställen schliefen. Zusätzlich zu den Stallungen und den Schlafräumen wurden auch Räume zur Lagerung von Gütern geschaffen. Da sich der Mensch weiterentwickelte und sich nach Komfort sehnte, wurden die Bauernhäuser auch bald beheizt. Hinzu kam die Verlagerung des Herdes. Dieser stand ursprünglich am Ende der Diele. Doch die zeitliche Entwicklung brachte mit sich, dass ein eigener Bereich im Bauernhaus für den Herd geschaffen wurde: die Küche. Zusammenfassend ist ein Bauernhaus ein Stück Geschichte, in der soziale und kulturelle Entwicklungen von statten gingen und die durch den Kauf eines Hauses erhalten bleiben.

 

Das Bauernhaus und seine Architektur 

Bauernhäuser wurden ursprünglich ohne Fundament gebaut. Das heißt, dass die tragenden Holzstützen weder auf Holz- noch Steinfundamente gestellt wurden. Erst ab dem 13. Jahrhundert wurde solch ein Ständerwerk genutzt. Es war hoch belastbar und über mehrere hundert Jahre haltbar. Durch diese Stützen konnte das Haus mit einem Dachboden ergänzt werden. Die typische Optik des Bauernhauses mit seiner Fachwerkbauweise entwickelte sich im 15. und 16. Jahrhundert. 
Das Bauernhaus ist noch unter vielen unterschiedlichen Namen bekannt. Die Namensgebung ist von der jeweiligen Architektur des Hauses abhängig. Es gibt das Hallenhaus, das Ernhaus, das Westfalenhaus, das Westfälische Bauernhaus, das Altsächsische Bauernhaus, das Sächsische Haus, das Niedersachsenhaus, das Kübbungshaus und das Flett-Deelen-Haus. Gerade die ersten beiden Haus-Typen sind die in Deutschland meist verbreiteten Bauerhausarten, wobei das Ernhaus durch seine Architektur an Platz eins steht (siehe später im Text). Ein wesentlicher Unterschied zwischen dem Hallen- und dem Ernhaus ist der Grundschnitt. Während das Hallenhaus eine Längsteilung aufweist und deswegen dreischiffige Gliederung genannt wird, hat das Ernhaus einen traditionellen quergeteilten Schnitt. Das Hallenhaus hat ein Verbreitungsgebiet von 1.000 km Länge. Vom niederdeutschen Sprachraum bis hin in die Niederlande ist es zu finden. Im mitteldeutschen und südlichen Bereich Deutschlands ist vermehrt das Ernhaus zu finden. 

Das Ernhaus

Das Ernhaus findet seinen Ursprung im Mittelalter und ist ein Fachwerk- oder Massivbauhaus in Stein. Es ist in drei Zonen gegliedert: dem Wohnraum, dem Flur und dem Wirtschaftsbereich. Das Ernhaus ist recht traditionell, da sich hier die Küche noch im Flur des Hauses befindet. Der Flur teilt die beiden anderen Bereiche (wohnen und Vieh) voneinander ab. Im Ernhaus sind zwei Feuerstellen zu finden. Eine im Wohnraum und eine im Flur. Diese Bauernhausart war zunächst eingeschossig konzipiert. Ab dem 15. Jahrhundert wurde ein zweites Geschoss gebaut, wobei das Obergeschoss ab dem 17. Jahrhundert einen Überstand hatte, durch den Balkenköpfe und Schwellen gesehen werden konnten. Das Ernhaus ist schmaler als das Hallenhaus, da der Giebel steiler gebaut ist. Als Dachform wurde ein Satteldach gewählt. 

Das Hallenhaus 

Im Gegensatz zum Ernhaus, weist das Hallenhaus eine Holz-Innenkonstruktion in Ständerbauweise auf. Dieses Ständerwerk ist der tragende Teil des gesamten Hauses. Die Ständerbauweise wurde anfangs mit Eichenholz realisiert. Ab dem 18. Jahrhundert wurde auch auf Kiefernholz zurück gegriffen. Innerhalb des Typus Hallenhaus gibt es verschiedene Ständerformen. Von Zweiständerhaus bis zum Vierständerhaus gibt es also mehrere Varianten, wie die Ständerreihen konzipiert sein können. Diese gezimmerte Holzkonstruktion steht auf einem 50cm hohen Steinfundament aus Feldsteinen. Im 18. Jahrhundert wies das Hallenhaus eine Länge bis zu 50 Meter und eine Breite von bis zu 15 Meter auf. Dies zeigt, wie viel Platz ein Bauernhaus bieten kann. Äußerliche Erkennungsmerkmale eines Hallenhauses sind sein großes Einfahrtstor an der Giebelseite, die Fachwerkbauweise und das großflächige Dach, das reetgedeckt war. Das große Einfahrtstor befindet sich auf der Vorderseite des Hauses. Sein Rahmen wurde mit Verzierungen und Inschriften versehen, da das Tor einen repräsentativen Zweck erfüllte. Auch die Giebelspitzen sind kunstvoll gefertigt und bestehen aus geschnitzten Holzbrettern, die Pferdeköpfe darstellen sollen. Das Fachwerk unterscheidet sich nicht vom Ernhaus. Es wurde an den nichttragenden Außenwänden des Bauernhauses realisiert. Die Zwischenräume der Außenwände wurden mit Weidengeflecht und Lehm gefüllt. Später wurde diese Bauweise durch Klinkersteine ersetzt und die Zwischenräume gemauert. Gerade in feuchteren Wohngebieten, wie in Moorlandschaften, wurde die Wetterseite des Hauses mit einer Ziegelmauer verblendet und somit vor der Witterung geschützt. Das Dach eines Hallenhauses kann mehrere Formen aufweisen: vom Satteldach, über das Walmdach bis hin zum Krüppelwalmdach. 

Modernes Wohnhaus als Hallenhaus-Nachbau

 

Der Bau von Bauernhäusern wurde gestoppt

Durch die zeitliche und soziale Entwicklung, galt das Bauernhaus ab dem 19. Jahrhundert nicht mehr als zeitgemäßer Haustyp. Die Bevölkerung wollte nicht mehr alles unter einem Dach beisammen haben. Das stärkste Merkmal des Bauernhauses wurde zum Grund für die Einstellung seines Baus. Die Entwicklung der Gesellschaft brachte mit sich, dass es als unhygienisch empfunden wurde, gemeinsam mit dem Nutzvieh unter einem Dach zu leben. Auch die Wohnräume entsprachen nicht mehr den Ansprüchen der Bewohner. Die Lagerräume waren für ein erhöhtes Ernteaufkommen zu klein geworden. Daher kam es zu einem Rückgang der Errichtung von Bauernhäusern bis hin zu Umbauten der vorhandenen Gebäude. Die heute vorhandenen Bauernhäuser sind zwar meist Hallen- und Ernhäuser, wobei letzteres durch seine Trennung von Wohn- und Viehraum auf mehr Anklang stieß.

Die positiven und negativen Eigenschaften 

Die verschiedenen Bauernhaustypen weisen sowohl positive, als auch negative Eigenschaften auf. Diese sollten vor dem Kauf eines Bauernhauses abgewogen werden.
Eine wesentliche positive Eigenschaft ist der Platz, den ein Bauernhaus bietet. Mit einer eine Länge bis zu 50 Meter und einer Breite von bis zu 15 Meter ist eine Grundfläche von 750 m² vorhanden. Hinzu kommt das zweite Geschoss. Das heißt Platz ist reichlich vorhanden. Mit ein bisschen handwerklichem Geschick, können neue Räume entstehen. Sie können ganz nach Ihren Wünschen aus dem übergroßen Stall ein ausgedehntes Wohnzimmer und zwei attraktive Schlafräume kreieren. Auch für Hobby, Party, Kind und Büro ist Platz vorhanden. Mit etwas Fantasie können Sie das Bauernhaus nach Ihren Bedürfnissen umgestalten. Dabei dürfte Ihnen der Denkmalschutz auch keine Probleme bereiten, solange Sie das Reetdach unversehrt lassen. Doch gerade ein reetgedecktes Haus und die Fachwerkoptik machen den Charme eines Bauernhauses aus. Es entsteht eine Mischung aus modern und traditionell, die innerhalb der Wohnräume durch die Wahl der Möbel unterstrichen werden kann. Zudem gilt der Denkmalschutz nicht für das ursprüngliche Haus, sondern für den Zeitpunkt, ab dem das Haus in die Denkmalschutzliste eingetragen wurde.

 

Nutzungsmöglichkeiten der Nebengebäude

Nicht nur das Haus selber bietet reichlich Platz. Zusätzlich zum Bauernhaus sind oftmals noch Nebengebäude vorhanden, die nach Ihren Wünschen umgebaut und eingerichtet werden können. Solche Nebengebäude können auch als Einliegerwohnung genutzt werden, wodurch Mieteinnahmen generiert werden können. Mit einem Mieter auf Ihrem Hof haben Sie eine zusätzliche und verlässliche Einnahmequelle. Falls Sie die Idee einer zusätzlichen Wohnung mögen, aber nicht ständig denselben Mieter wollen, können Sie die vorhandenen Nebengebäude auch als Ferienwohnungen nutzen. Eine weitere Möglichkeit ist der Umbau des Hofs zu einer Mehrgenerationen-Wohnanlage. Es wäre ein Zusammenleben mit den Eltern, Schwiegereltern und Kindern möglich. 

 

Große Grünfläche

Der Garten und die Einfahrt eines Bauernhauses sind ebenfalls sehr weitläufig. Denn das Haus verfügt über eine große Weidefläche für das ursprünglich beherbergte Vieh. Heute kann diese Grünfläche nach Lust und Laune gestaltet werden. Sie können große Beete anlegen, Nutzpflanzen und Obstbäume anbauen, einen Schwimmteich errichten und eine große Steinterrasse verlegen. Mit so viel vorhandenem Platz innerhalb und außerhalb des Bauernhauses ist vieles möglich. Auch die Unterbringung von eigenen Nutztieren, wie Hühnern, ist natürlich möglich. Einen Nachteil hat dieses Platzangebot allerdings: Bauernhäuser stehen durch ihre anfangs landwirtschaftliche Nutzung und die großen Ausmaße eher abseits der großen Städte. Wer sich für ein Bauernhaus entscheidet, entscheidet sich auch für ein Leben auf dem Land und nimmt etwas längere Fahrten in die Stadt in Kauf. Sollten Sie also viel Wert auf eine belebte Innenstadt und fußläufig erreichbare Kinos und Bars legen, ist Ihnen vom Kauf eines Bauernhauses abzuraten. Legen Sie dahingegen viel Wert auf große Wohnräume, unendliche Gestaltungs- und Entfaltungsmöglichkeiten der Wohn- und Grünflächen, dann ist der Kauf eines Bauernhauses definitiv etwas für Sie!

 

Verschiedene Förderangebote

Sollte Sie die Energieeffizienz eines Bauernhauses abschrecken, bedenken Sie Ihre Möglichkeiten. Für energetische Sanierungsmaßnahmen können Sie Fördermittel erhalten mit denen Sie Ihr Bauernhaus energetisch in die Moderne bringen können. Um den traditionellen Charakter des Hauses beizubehalten stehen Ihnen darüber hinaus auch Fördergelder der Denkmalpflege zu. Die Mitarbeiter des Denkmalamtes werden Ihnen bei Fragen zur Seite stehen. Somit ist der Kauf eines Bauernhauses der Erwerb eines Altbaus im Grünen. Mit seinen verschiedenen Varianten kann ein Bauernhaus den Wunsch nach Platz und historischem Charme erfüllen. Mit zahlreichen Fördermitteln ist der Kauf eines Bauernhauses auch finanziell interessant. Sollten Sie sich und Ihre Wünsche in dieser Beschreibung wieder finden, ist der Kauf eines Bauernhauses für Sie sicherlich das Richtig.